Das Austrian Convention Bureau (ACB) und die Österreich Werbung (ÖW) veröffentlichen zum zehnten Mal in Folge die Ergebnisse des Meeting Industry Reports Austria (mira). 2018 verzeichnete die heimische Tagungsbranche ein Gesamtaufkommen von 21.381 Veranstaltungen.
- Anzahl der Tagungsgäste und Nächtigungen steigt kontinuierlich an
- EU-Präsidentschaft erstmalig als nachhaltige Veranstaltungsserie
- Österreichs Tagungsbetriebe investieren rund € 250 Mio.
Trotz des leichten Rückgangs von 1,2 % der Anzahl gemeldeter Veranstaltungen wurde bei der Teilnehmerzahl (+0,2 %) sowie bei den Nächtigungen (+0,1 %) ein leichter Anstieg erhoben. Die positivste Entwicklung aus den erhobenen Zahlen zeigte die Kategorie der Seminare gegenüber Kongressen und Firmentagungen. Diese konnten als einzige Veranstaltungskategorie bei Anzahl (+2,2 %) und Teilnehmern (+7,4 %) einen Zuwachs verbuchen. Insgesamt nahmen rund 1,7 Millionen Personen an Veranstaltungen in Österreich teil. Die durchschnittliche Veranstaltungsdauer blieb in allen Kategorien mit rund zwei Tagen stabil. Der Anteil der Tagungsnächtigungen an den gesamten Tourismusnächtigungen belief sich auf 2,3 %. Nach den Erfolgen von 2017 folgte somit ein weiteres solides Jahr, welches die Tagungswirtschaft als stabiles Geschäftssegment bestätigt.
Fokus Nachhaltigkeit – Green Presidency 2018
Besonders erfreulich ist, dass 2018 dem Thema Nachhaltigkeit in der Tagungsindustrie mehr Bedeutung geschenkt werden konnte: Ministerin Elisabeth Köstinger hatte sich im Zuge der EU-Präsidentschaft eine „Green Presidency“ zum Ziel gesetzt: „Als Nachhaltigkeitsministerin war es mir ein besonderes Anliegen, den österreichischen EU-Ratsvorsitz 2018 gemeinsam mit meinen Ministerkolleginnen und -kollegen noch nachhaltiger zu gestalten als bisher. Diesmal wollten wir daher möglichst viele unserer internationalen Veranstaltungen als ‚Green Meetings‘ nach den Kriterien des Österreichischen Umweltzeichens zertifizieren. Ich bin stolz darauf, dass 100 % der Veranstaltungen meines Ministeriums diese hohen Umweltanforderungen erfüllt haben und hoffe, dass wir damit viele Nachahmer in anderen Mitgliedsstaaten finden.“
Insgesamt wurden im Rahmen der Präsidentschaft 249 internationale Veranstaltungen durchgeführt. Davon wurden 147 erfolgreiche Grüne Präsidentschafts-Meetings abgehalten, dies entspricht 59 % aller Veranstaltungen. 121 Veranstaltungen fanden im Austria Center Vienna statt. Hier waren sogar über 88 % als Green Meetings zertifiziert. „Neben den Partnern Austria Center Vienna als permanente Kongressfazilität und Green Location sowie dem Green Cateringpartner Motto wurden zudem bewusst Hotels mit dem Österreichischen oder Europäischen Umweltzeichen gewählt. So konnte auch wieder eine Reihe Hotels dazu motiviert werden, ihr Management bewusst zu ökologisieren“, freut sich Regina Preslmair, Green-Meetings-Verantwortliche des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus.
10 Jahre Meeting Industry Report Austria
mira ist europaweit einzigartig und hat sich in den letzten zehn Jahren als solide Analyse des heimischen Tagungsgeschäfts etabliert. „Der Meeting Industry Report Austria untermauert die Kompetenz Österreichs als eine der führenden Tagungsdestinationen weltweit. Die vielen nationalen und internationalen Gäste schätzen nicht nur unsere Gastfreundschaft, sondern vor allem auch die ausgezeichnete Angebotsqualität und Innovationskraft der heimischen Unternehmen. Die ‚Jubiläumsausgabe‘ der mira bestätigt auch die Bedeutung des damit verbundenen touristischen Aufkommens – und zwar saisonunabhängig und österreichweit. Darüber hinaus stellt die Tagungsindustrie einen wertschöpfungsstarken Wirtschaftszweig dar, der damit auch wesentlich auf die positive Weiterentwicklung des Wissenschafts- und Forschungsstandorts Österreich einzahlt“, erklärt Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich Werbung. Die positiven Ergebnisse der zehnten mira sind nicht zuletzt eine Konsequenz der zukunftsweisenden Zusammenarbeit zwischen den neun Convention Bureaus in den Bundesländern und der Österreich Werbung. „2018 haben wir uns gemeinsam der Erarbeitung der Convention-Marke mit dem neuen Motto ,Your success is our passion‘ gewidmet. Auch in den eigens angefertigten Sujets zu den Themen Konferenz, Kongress, Seminar und Incentive Winter/Sommer spiegeln sich die hohe professionelle Organisation, die Gastfreundlichkeit und die Lage Österreichs im Herzen Europas wider“, resümieren Petra Stolba und Christian Mutschlechner.
Österreichs Tagungsbetriebe investieren
Das ACB hat im Winter 2018 eine Erhebung zu den getätigten und geplanten Investitionen von 2015 bis 2020 in Österreichs Tagungsbetrieben durchgeführt. Das Gesamtinvestitionsvolumen betrug eine stolze Summe von über 250 Mio. Euro. Rund 38 % dieses Investitionsvolumens wurden durch Gelder von Stadt, Land und Bund gefördert, die übrigen finanzielle Ressourcen brachten die Unternehmen selbst und durch sonstige Finanzierungwege auf. Die Mittel flossen vor allem in den Ausbau bzw. die Erneuerung von Technik und Ausstattung sowie in die Digitalisierung. Fazit von ACB Präsident Christian Mutschlechner: „Laufende Investitionen in Hardware und Software sind unabdingbar notwendig, um den sich verändernden Bedürfnissen der Kunden Rechnung zu tragen. Veranstaltungen werden flexibler und kreativer. Begriffe auf Seiten der Kunden wie selbst designte Tagungsräume, steigende Interaktion von Teilnehmern und Edutainment müssen bei den Investitionen berücksichtigt werden, um am Puls der Entwicklung zu bleiben.“
Aufschwung internationaler Kongresse
Mit einer Anzahl von 4.883 Veranstaltungen hielten Kongresse 22,8% am Gesamttagungsmarkt und waren mit einem Anteil von 53,3% das teilnehmerstärkste Segment. Obwohl diese einen leichten Rückgang von 4,3 % verzeichneten, nahm die Gesamtteilnehmeranzahl um 1,2 % zu. Die durch Kongresse generierten Nächtigungen beliefen sich 2018 auf über 2,5 Millionen (+2 %), was knapp drei Viertel der gesamten Tagungsnächtigungen entspricht. Die durchschnittliche Kongressdauer liegt seit fünf Jahren konstant bei rund zwei Tagen. 2018 fanden um 3,8 % mehr internationale Kongresse als im Vorjahr statt, die durchschnittlich kürzer (2,96 Tage), aber trotzdem gleich groß waren. Im Vergleich zu nationalen Kongressen dauerten internationale im Schnitt einen Tag länger, hatten doppelt so viele Teilnehmer pro Veranstaltung und erzielten einen deutlich höheren Nächtigungsanteil.
Österreich beliebt bei Großkongressen
Seit Beginn der Aufzeichnungen halten kleine und mittlere Kongresse mit bis zu 500 Teilnehmern einen Anteil von über 90 % des Kongressgeschäfts. Diese waren auch 2018 überwiegend national, wohingegen Kongresse mit über 500 Teilnehmern vorwiegend international ausgerichtet waren. Die Anzahl der Großkongresse (> 2000 Teilnehmer) blieb mit 16 nationalen und 25 internationalen Veranstaltungen stabil. Diese generieren besonders viele Teilnehmer und Tagungsnächtigungen, was sie zu einem wichtigen Wirtschaftsmotor macht.
Herbst schlägt Frühling
Im Monatsranking lagen 2018 erstmals alle drei Herbstmonate (September, Oktober, November) bei Anzahl und Teilnehmern vorne. Damit ist und bleibt der Herbst mit rund 40 % aller Kongresse und Teilnehmer die Kongresshauptsaison. Die zweitwichtigste Saison für Kongresse war das Frühjahr (März bis Mai) mit fast 30 % aller Veranstaltungen und Teilnehmer.
Firmentagungen: „Löwenanteil“ an internationalen Events
Mit 11.089 Firmentagungen verzeichnete diese Veranstaltungskategorie erneut den größten Anteil am Gesamttagungsgeschäft (51,8 %). Während 2018 um 8,6 % weniger internationale Firmentagungen gemeldet wurden, konnte bei den nationalen ein Plus von 1,6 % erfasst werden. Trotz leichtem Rückgang stellten internationale Firmentagungen mit 63,8 % den größten Anteil aller internationalen Veranstaltungen in Österreich. Diese waren – mit im Schnitt 30 % mehr Teilnehmern – größer als nationale.
Tagungsindustrie in den Bundesländern
Trotz allgemeinem Rückgang bei der Gesamtveranstaltungszahl wurde in den Bundesländern Wien (+10,3 %) und Vorarlberg (+8,5 %) ein Anstieg gemessen, welcher vor allem durch nationale Veranstaltungen generiert wurde. Auch Oberösterreich verbuchte Dank eines Zuwachses im internationalen Segment ein Plus von 5,4 %. Insgesamt entfielen knapp 2/3 aller gemeldeten Veranstaltungen auf die Bundesländer und mehr als 1/3 auf Wien, womit die Stadt ihren Marktanteil um rund 4 % ausbauen konnte. Somit lag Wien ungeschlagen auf Rang eins. Platz zwei und drei blieben mit Salzburg (16,7 %) und Niederösterreich (13 %) ident zum Vorjahr. Gleichbleibend ist auch der Teilnehmeranteil in den Bundesländern: Wien lag mit knapp der Hälfte vorne, gefolgt von Salzburg (12,5 %) und Tirol (8,5 %). Bei den Nächtigungen reihten sich Tirol (12,9 %), Salzburg (10,2 %) und die Steiermark (7 %) hinter Wien (55,2 %) ein.
Exkurs: Green Meetings & Events
2010 wurde das Österreichische Umweltzeichen für Green Meetings und Events (Österreichisches Umweltzeichen (2019): Statistik UZ 62 2010-2018) vom Österreichischen Umweltministerium auf Initiative des ACB entwickelt und damit ein Tool für die Organisation nachhaltiger Veranstaltungen geschaffen. Seither etablierte sich das Label als glaubwürdiges und anerkanntes Gütesiegel für Umweltverträglichkeit in der Branche. Die Kriterien werden regelmäßig aktualisiert und ermöglichen seit neuestem auch die Zertifizierung von Sportveranstaltungen und B2B Messen. 2018 organisierten 77 Lizenznehmer landesweit 271 Green Meetings und 59 Green Events mit über 340.000 Teilnehmern, wobei über 200 der zertifizierten Veranstaltungen in Wien abgehalten wurden.
Bildhinweis: ÖW / Christian Lendl
v.r.n.l.: Dr. Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich Werbung, Dr. Regina Preslmair, Ministerialrätin im Bundesministerium für Nachhaltigkeit & Tourismus und Christian Mutschlechner, Präsident des Austrian Convention Bureaus bei der Präsentation von mira.