Im Lehrgang “Professional Certificate in Event Safety and Security Management” wird in fünf auch einzeln buchbaren Kursmodulen das Thema Veranstaltungssicherheit umfassend behandelt. Die Weiterbildung wird vom Competence Center Event Safety Management von Wiener Rotes Kreuz in Kooperation mit IBIT GmbH (Internationales Bildungs- und Trainingszentrum für Veranstaltungssicherheit) durchgeführt.
Leider kommt es bei Veranstaltungen immer wieder zu Zwischenfällen mit Verletzten, Schwerverletzten oder sogar zu Unfällen mit Todesfolge. Wie die Vergangenheit leider zeigt, sind Veranstalter auch bei kleinen Events nicht vor Katastrophen gefeit, deshalb ist es notwendig gut vorbereitet zu sein. Nur präventive und vernetzte Sicherheitsplanung kann für die Besuchern einen sicheren Veranstaltungsbesuch gewährleisten.
EVENTFEX wurde im Frühling 2019 vom Competence Center Event Safety Management eingeladen am Lehrgang teilzunehmen, um ein umfassendes Bild von der Weiterbildung zu bekommen. An fünf Kurstagen wurden den bis zu 20 TeilnehmerInnen Wissen zu verschiedenen sicherheitsrelevanten Themen vermittelt. Damit wurde ein umfassender Einblick in die Veranstaltungssicherheit bei kleinen, mittleren und großen Events gegeben.
Neben fundierter Theorie wurden auch sehr viele positive und negative Beispiele aus der Praxis genannt, die die Inhalte sehr plastisch vermittelten. Auch der intensive Austausch und die Vernetzung zwischen Branchenkollegen war ein wichtiger Teil der Wissensvermittlung. Denn die Veranstaltungsbranche ist sehr vielfältig und gemeinsam kann man auf einen umso größeren Erfahrungsschatz zurückgreifen und davon profitieren.
Professional Certificate in Event Safety & Security Management
Die veranstaltungsrechtliche Landschaft in Österreich ist durch Föderalismus geprägt, inhomogen und stellenweise auch nicht ganz zeitgemäß. So stellen sich Fragen wie „Ist nur Recht schon richtig?“ und „Ist eine subjektiv gute Vorbereitung, gut genug?“ Diese und viele andere Fragen werden im Lehrgang „Professional Certificate in Event Safety & Security Management“ beantwortet.
Mit fünf Modulen, die auch einzeln belegt werden können, werden hier erstmalig übergreifend Inhalte zusammengefasst, die für eine umfassende professionelle Herangehensweise an die Planung und Durchführung von Veranstaltungen von Bedeutung sind.
In Kooperation mit MOM – Mind Over Matter Consulting bietet das IBIT diesen modular aufgebauten Grundlagenkurs an. Die Kursreihe schließt nach erfolgreicher Teilnahme an allen fünf Modulen mit dem Qualifizierungszertifikat „Professional Certificate in Event Safety & Security Management“ ab.
Vortragende/Dozenten
Die folgenden Experten haben den Lehrgang im Frühling 2019 gehalten:
- Lars Riemann (IBIT GmbH)
- Georg Kloibhofer (KGP Events GmbH)
- Klaus Vögl (Wirtschaftskammer Wien)
Weitere mögliche Dozenten:
- Sabine Funk, BA (Hons) (IBIT GmbH)
- Bernhard Schneider (SE2 Solutions Security & Service GmbH)
- Dipl.-Betriebswirt Fabian Schulte-Terboven (IBIT GmbH)
- Ralf Zimme, BA (Hons) (IBIT GmbH)
Die nächsten Termine
Der nächste Lehrgang „Professional Certificate in Event Safety & Security Management“ (Website Wiener Rotes Kreuz) findet von 30. September bis 4. Oktober 2019 in Wien statt. Weitere Kurse von Competence Center Event Safety Management findet man auf https://www.roteskreuz.at/wien/veranstaltungssicherheit/.
Die fünf Module des Lehrgangs
Der mehrtägige Lehrgang setzt sich aus den folgenden fünf Modulen zusammen:
- Einführung in die moderne Sicherheitsplanung
- Risikomanagement und Machbarkeitsanalyse
- Management & Organisation
- Einführung in rechtliche Aspekte
- Einführung in Notfallplanung für Veranstaltungen
Modul 1: Einführung in die moderne Sicherheitsplanung
Vortragender: Lars Riemann (IBIT GmbH)
Am ersten Tag des Lehrgangs wurde den TeilnehmerInnen von eine Übersicht über das Thema Veranstaltungssicherheit gegeben. Vor allem über Themen und Probleme, die die Planung und Durchführung von Veranstaltungen beeinflussen. Inhalte von Modul 1 sind u.a.:
- Alltagsprobleme bei Veranstaltungen: IST-Analyse
- Gruppenarbeit: Welches sind Ihre Erfahrungen / Probleme / Herausforderungen?
- Typische Planungsfehler
- Fehlende oder unzureichende Gesetze und Verordnungen
- Beurteilung von Sicherheit
- Zusammenarbeit der beteiligten Firmen und Organisationen
- Qualifizierung der Beteiligten
- Information, Kommunikation und Dokumentation
- Das Wetter und der Umgang mit dem Risiko
- Vernachlässigung von Veranstaltungsphasen
- Crowd Management und Crowd Control (Details weiter unten)
- DIM-ICE Modell nach Keith Still (2000): Design / Information / Management – Ingress / Circulation / Egress
- Erweiterung der DIM-ICE Matrix auf AAAAA: Anreise – Ankunft – Anwesenheit – Abreise – Abfahrt
- Statische Dichte und dynamische Dichte
Crowd Management
Crowd Management = Systematische Planung für Menschenmengen
Definition von John Fruin (1993): „Crowd Management wird definiert als die systematische Planung für und die kontinuierliche Beobachtung und Steuerung von geordneten Bewegungen und Ansammlungen von Menschen.“ Crowd Management setzt Umgebungsfaktoren/-bedingungen, infrastrukturelle Gegebenheiten, Abläufe etc. in ein Verhältnis zum Menschen, der darauf angewiesen ist.
Im deutschsprachigen Raum kam der Begriff „Crowd Management“ erstmals nach der Love Parade 2010 in Duisburg auf. Dieser Zeitpunkt gilt als die „Erfindung“ des Crowd Managements in Deutschland.
Crowd Control
Crowd Control ist die Reaktion auf ein bestehendes / entstehendes Problem (mit dem Menschen). „Unangemessene / schlecht geplante Crowd Contol Maßnahmen haben Unglücke eher forciert als sie verhindert.“ John Fruin (1993). Eines der bekanntesten Beispiele für schlechte Crowd Control Strategien, die zu einem großen Unglück geführt haben, ist die Hillsborough-Katastrophe 1989.
Modul 2: Risikomanagement und Machbarkeitsanalyse
Vortragender: Lars Riemann (IBIT GmbH)
Einführung in die Analyse, Beurteilung und das Management von Gefährdungen und Risiken im Rahmen von Veranstaltungen. Inhalte von Modul 2 sind u.a.:
- Risikomanagement als Teil des Sicherheitsmanagements: Schutzziele, Gefährdungen, Risiken, Maßnahmen
- Einführung Gefahr / Gefährdung
- Identifikation von Gefährdungen
- Analyse, Beurteilung & Management von Risiken
- Quantitative und Qualitative Beurteilung
- Implementierung von Maßnahmen
- Wiederbeurteilung von Maßnahmen
- Machbarkeitsanalyse
Risikomanagement
Risikomanagement besteht aus dem folgenden in sich geschlossenen Zyklus:
1. Schutzziele bestimmen: Was wollen wir schützen? Menschen, Eigentum, Information, Prozesse, Umwelt, Reputation
2. Gefährdungsanalyse
- Gefahrenquelle = Ansammlung von Gefährdungsfaktoren
- Gefährdung = Zusammentreffen von Mensch und Gefährdungsfaktor
- Interne und externe Gefährdungen
- Quantitative (z.B. Wetter) und qualitative (z.B. Publikumsverhalten) Gefährdungen
3. Gefährdungsbeurteilung/Risikowert
- Risiko = Eintrittswahrscheinlichkeit x Schadensschwere
- Daraus erstellt man eine Risikomatrix und legt das Grenzrisiko fest
- Gefährungsbeurteilung: Dreieck aus Eintrittswahrscheinlichkeit, Schadensschwere und Handhabbarkeit
4. Maßnahmenentwicklung
5. Maßnahmenimplementierung
6. Beobachtung/Neubeurteilung: Der Prozess ist niemals abgeschlossen, daher muss man Risiken immer wieder neu bewerten.
Modul 3: Management & Organisation
Vortragender: Mag. Georg Kloibhofer (KGP Events GmbH)
Einführung in die sichere Gestaltung und Durchführung einer Veranstaltung durch Strategie, Führung, Leitung und Management. Inhalte von Modul 3 sind u.a.:
- Analyse, Vision, Strategie, Entwicklung
- SWOT Analyse und PESTLE Analyse
- Management, Führung & Leitung
- Veranstaltungsleitung und die Rolle des Veranstaltungsleiters
- Führungsstile: autoritär, demokratisch, Laissez-faire (nach Kurz Lewin)
- Organisationsanforderungen
- Management- & Organisationssysteme
- Sicherheitsmanagement: das Sicherheitskonzept und seine Aufgaben
- Sicherheitskonzept: Aufbau, Struktur, Prüfaspekte
- Räumungskonzept
- Beispiel: Brandkatastrophe im Nachtclub „The Station“: am 20. Februar 2003 starben in den USA beim Einsatz von Pyrotechnik bei einem Konzert 100 von 462 Besuchern. Achtung: Videodokumentation ist nichts für schwache Nerven!
Modul 4: Einführung in rechtliche Aspekte
Vortragender: Dr. Klaus Vögl (Wirtschaftskammer Wien)
Überblick über rechtliche und regulative Fragen und deren Konsequenzen für die praktische Anwendung bei Veranstaltungen. Inhalte von Modul 4 sind u.a.:
- Einführung in rechtliche Grundlagen
- Veranstaltungsrecht und dessen Besonderheiten (= Summe aller Rechtsbestimmungen (Rechtsnormen), die sich auf Veranstaltungen beziehen)
- Rechtsquellen für Veranstaltungssicherheit
- Die neun Veranstaltungsgesetze
- Wien: Veranstaltungsstättengesetz
- OÖ: Veranstaltungssicherheitsverordnung
- Salzburg: Veranstaltungsstättenverordnung
- Steiermark: Veranstaltungssicherheitsverordnung
- Strukturelemente einer Veranstaltung aus rechtlicher Sicht: Veranstalter, Vermieter, Publikum, Veranstaltungszeit, Behörden, etc.
- Verantwortlichkeiten und Übertragung
- Fünf Arten von Events aus rechtlicher Sicht
- Öffentliche Veranstaltung
- Ausgenommene (befreite) Veranstaltungen
- Private Veranstaltungen
- Freie Veranstaltungen
- Veranstaltungsähnliche Events
- Veranstaltungs- und Gewerberecht
- Musterversammlungsstättenverordnung
- Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit
- Spezialthemen: Rechte und Verordnungen, die bei Veranstaltungen auch zum Tragen kommen können, wie z.B. Bauordnung, Jugendschutz, Straßenverkehrsordnung, Wasser- und Schifffahrtsrecht, Luftfahrtrecht und Naturschutz.
Modul 5: Einführung in Notfallplanung für Veranstaltungen
Vortragender: Mag. Georg Kloibhofer (KGP Events GmbH)
Einführung in die Entwicklung und Erstellung individueller Notfallpläne für Veranstaltungen. Perikles: „Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorauszusagen, sondern darauf, auf die Zukunft vorbereitet zu sein.“ Inhalte von Modul 5 sind u.a.:
- Grundlagen von Notfallmanagement und Notfallplanung
- Begriffsdefinition: Zwischenfall – Notfall – Katastrophe
- Aufgabenbereiche und Phasen der Notfallplanung
- Inhalte von Notfallplänen
- Übung: Notfallplan für den Surf Weltcup im Burgenland erstellen (Normalbetrieb / Notfall)
- Krisenteam / Koordinierungsgruppe im Ernstfall
- Übung: Krisenteam bei einem fiktiven Notfall am Donauinselfest in Wien
- Szenarien für Notfälle ausarbeiten: Auslöser, betroffener Bereich, Auswirkungen, Maßnahmen, Zuständigkeiten, Ressourcen/Personal, zeitliche Betrachtung, Kommunikation
- Schadenerfahrung
- SRAD – Systematic Response Analysis Diagram
- Darstellung der Handlungen der Beteiligten
- Beispiel/Übung: Indianapolis State Fair Collapse
Hinweis: das Competence Center Event Safety Management von Wiener Rotes Kreuz ist ein Kooperationspartner von EVENTFEX. Dadurch war es uns möglich kostenlos an dem Lehrgang teilzunehmen.
Foto: Hanny Naibaho on Unsplash