Special Olympics World Winter Games 2017, Photo: GEPA pictures/Harald Steiner Special Olympics World Winter Games 2017, Photo: GEPA pictures/Harald Steiner

„Einmal Special Olympics – immer Special Olympics!“

Events

Von 14. bis 25. März 2017 finden in Graz und Schladming die Special Olympics World Winter Games Austria 2017 statt. Wir haben im Vorfeld des Großevents mit Heri Hahn vom Veranstalterkomitee über Emotionen, Prominente und das Team im Hintergrund gesprochen.

EVENTFEX: Das Special Olympics Komitee organsiert eine Veranstaltung für 2.700 Sportler mit intellektuellen Beeinträchtigungen. Was gilt es ganz grundsätzlich in der Organisation zu berücksichtigen?

Heri Hahn: Insgesamt ist natürlich der organisatorische Aufwand in der gesamten Planung deutlich höher. Ganz entscheidend ist aber vor allem die Betreuungsintensität. Wir haben aktuell wie Sie schon gesagt haben 2.700 Sportler aus 107 Nationen am Start. Über den Daumen sagt man ein Betreuer pro zwei Sportler. Ein ganz wichtiger Teil für jeden Teilnehmer sind aber die persönlichen Bezugspersonen, also meist die engsten Familienmitglieder, die dadurch fixer Bestandteil des Teams werden. Konkret sprechen wir bei den aktuellen Bewerben von 2.700 Sportlern, 1.100 direkten Trainern und Betreuern, 5.000 eingebundenen Familienmitgliedern und zusätzlich noch 3.000 Volontären.

Die Sportler selbst und das engste Betreuerteam ergeben also insgesamt knapp 9.000 Personen. Das erfordert wohl auch eine straffe Planung, damit in der Umsetzung bei den Bewerben alles „in time“ läuft?

Hahn: Der Zeitplan ist wohl die größte Herausforderung bei den Special Olympics. Das beginnt schon mit der Eröffnungsfeier. Das Einmarschszenario können Sie minutiös planen und mehrmals bei Proben durchlaufen. Sie können alles noch so genau aufeinander abstimmen, aber bis zum eigentlichen Veranstaltungstag ist das alles blanke Theorie.

Ein volles Stadion, die ganzen jubelnden Menschen, Scheinwerfer, Musik, Applaus. Jeder Sportler im Weltcup bekommt Gänsehaut in diesen Situationen. Momente auf die man ein Leben lang hintrainiert hat und dann ist man tatsächlich dabei. Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen reagieren auf diese Emotionen sehr unterschiedlich. Sie können als Veranstalter diese Situationen vorher nicht durchspielen. Manche sind nicht zu bremsen vor Freude, die Laufen und Springen, manche wollen beim Einmarsch sofort wieder zurück, manche wollen das Stadion am liebsten gar nicht mehr verlassen. Es sind oft sehr berührende Szenen wo viel Gefühl von den Betreuern notwendig ist.

Unterliegt man dabei als Veranstalter ab gewissen Personenzahlen auch anderen behördlichen Vorschriften, weil andere Erfahrungswerte hinzugezogen werden?

Hahn: Fluchtwege werden beispielsweise breiter ausgeführt und man muss damit rechnen, dass sich Menschenmengen langsamer bewegen. Natürlich gibt es einige Details zu berücksichtigen, aber im Großen und Ganzen unterliegt man hier keinen speziellen Auflagen.

Die von Ihnen angesprochenen Herausforderungen mit Emotionen werden die Organisation wohl durch das gesamte Event begleiten?

Hahn: Ja, denn Emotionen sind auch bei den sportlichen Bewerben selbst sehr entscheidend. Dazu kommt noch die jeweilige körperliche Tagesverfassung. Diese kann durch die ungewohnten Rahmenbedingungen sehr unterschiedlich zu den Trainingsleistungen sein. Daher wird in den Tagen vor den Bewerben das sogenannte Divisioning durchgeführt. Jeder Sportler absolviert neben den Trainingsläufen quasi eine Qualifikation, nach der dann erst die Kategorie zugeteilt wird. Erst dann ist klar wie viele Sportler in welcher Kategorie an den Start gehen, also ist in der Organisation sehr hohe Flexibilität gefragt.

Mit Schladming, Ramsau und Graz finden die Wettkämpfe in drei unterschiedlichen Städten und in neun unterschiedlichen Sportstätten statt. Insgesamt werden 1.000 Siegerehrungen gefeiert. Was bedeutet das logistisch und bezüglich Personentransport zwischen den Locations?

Hahn: Das ist überhaupt kein Problem. Es sind alle bei der Eröffnungsfeier in Schladming und alle bei der Schlussfeier in Graz. Sonst ist alles so geplant, dass kaum ein Austausch zwischen den Sportstätten stattfinden muss. Schladming und Ramsau sind Vollprofis in der Austragung von Großveranstaltungen und auch Graz ist absolut spitze. Egal ob bei Infrastruktur, Betten, den Stadien, öffentliche Verkehrsmittel – da haben wir mit allen Austragungsorten wirklich die besten Partner um für eine reibungslose Abwicklung zu sorgen.

Gerade im Bereich Hosting gibt es aktuell auch ein ganz spezielles Programm.

Hahn: Ja genau, da haben die Gemeinden und Rotary Clubs eine ganz entscheidende Rolle eingenommen. Bereits am 14. März sind die Sportler aus aller Welt nach Salzburg, Wien und Graz angereist. Sie werden durch das spezielle Hosting Programm auf Quartiere, Hotels und Pensionen vom Burgenland bis nach Vorarlberg aufgeteilt. In den folgenden zwei Tagen haben die Sportler Zeit sich an die neue Umgebung zu gewöhnen und das neue Land etwas kennenzulernen, bevor es zu den eigentlichen Sportstätten geht.

Über die sportlichen Bewerbe hinaus bewirkt das eine unglaubliche Reichweite und österreichweite Berührung mit Special Olympics und Menschen mit Beeinträchtigungen!

Hahn: Genau darin liegt eigentlich auch der größte Wert dieser Veranstaltungen. Menschen, die noch nie Kontakt mit mental und mehrfach beeinträchtigten Personen hatten, verbringen plötzlich 24h miteinander und identifizieren sich zu 100 Prozent mit diesem Thema. Es bewirkt für beide Seiten völlig neue Eindrücke, Erfahrungen und Berührungen. Zum Beispiel wohnen Sportler aus Südkorea in Wien und Sportler aus Afghanistan in Hitzendorf bei Graz. Und natürlich tragen die Sportler den tollen Eindruck von Österreich auch in ihr Heimatland.

Als Veranstalter kann man mit Stolz behaupten, dass der olympische Gedanke wirklich in voller Breite getragen wird und im ganzen Land angekommen ist. Im Vergleich zu anderen Sportbewerben gibt es die Special Olympics aber noch gar nicht so lange am internationalen Parkett. Warum schon zum zweiten Mal in Österreich?

Hahn: Ende der 60er Jahre wurden in den USA die ersten Special Olympics ausgetragen. Aber erst 1993 haben damals in der Region Schladming/Salzburg die ersten Spiele außerhalb der USA stattgefunden. Österreich hat sich schon oft weltweit als ein Organisationsland ausgezeichnet. Vor allem durch den sehr persönlichen Einsatz von Hermann Kröll ist es gelungen die Spiele heuer wieder nach Österreich zu holen, wo sie neben den USA weltweit die größte Bedeutung genießen.

Das Interesse übersteigt offensichtlich auch schon im Vorfeld die Erwartungen ganz deutlich. Das hat letztlich sogar einen Ausbau der Tribünen für die Eröffnungsfeier notwendig gemacht.

Hahn: Durch die große Nachfrage ist man an uns herangetreten die Tribünenplätze in Schladming zu erweitern. Es werden mit der zusätzlichen Schneetribüne, wie man sie auch aus dem Nightrace in Schladming kennt, Kapazitäten für weitere 4.000 Personen geschaffen. Somit bietet das Stadion für die Eröffnungsfeier ein einmaliges Stimmungspotential und Platz für insgesamt 15.000 Personen. Eine zusätzliche Videowall wird allen Zuschauern die Eröffnungszeremonie perfekt näherbringen.

Sehr speziell sind ja auch die Eintrittspreise bei den Bewerben.

Hahn: Das ist mit Sicherheit einmalig, abgesehen von der Eröffnungs- und der Schlussfeier (Anmerkung: Karten über www.oeticket.com) sind alle Bewerbe völlig kostenlos zu besuchen. Natürlich gibt es Sicherheitschecks und ein Rucksackverbot bei Eröffnung und Abschlussveranstaltung wie bei allen Großveranstaltungen, aber sonst heißt es einfach „Kommen und dabei sein“!

Die Unterstützung durch Prominente aus allen Bereichen ist wirklich sehr beeindruckend, davon können andere Veranstalter oft nur träumen.

Hahn: Arnold Schwarzenegger als Schirmherr der Spiele ist eine zentrale und sehr persönliche Unterstützung. Aber die Liste von Persönlichkeiten ist sehr lang und jeder beteiligt sich im Bereich seiner Möglichkeiten. Egal ob im Vorfeld, auf diversen Plattformen, in der Durchführung selbst oder in den Medien. Renate Götschl zum Beispiel wird bei der Eröffnung den Eid der Spiele sprechen, Conny Hütter Siegerehrungen durchführen, Marcel Hirscher hat einen eigenen Werbespot gedreht, Anna Veith führt Interviews mit den Athleten. Helene Fischer wird bei der Eröffnung und bei der Abschlussfeier auftreten. Es findet eine eigene Bundesliga-Runde unter dem Namen der Spiele statt.

Es ist eine breite Bewegung geworden, das hat es bisher noch nicht gegeben! Für uns als Veranstalter ist das unbezahlbar und für das Gesamtevent von unglaublich großer Bedeutung. Jeder ist mit persönlichem Herzblut und Engagement dabei. Das macht diese ganz besondere Stimmung aus, die natürlich auf die Sportler übergreift.

Wie sind Sie als Veranstalter organisiert und was passiert mit der gesamten Organisation nach den Spielen?

Hahn: Special-Olympics-Österreich ist ein Verein mit fixen Mitarbeitern. Für die Spiele wurde eine eigene GmbH hauptsächlich für die Bereiche Marketing, Medien und Sponsoring gegründet. Das zentrale Organisationsteam für die aktuellen Spiele besteht aus rund 50 Mitarbeitern, ein großer Teil geht nach den Spielen wieder eigene Wege.

Bei den Special Olympics mitgearbeitet zu haben wird einen aber vermutlich kaum mehr loslassen, oder?

Hahn: Ich sage immer: „einmal Special Olympics – immer Special Olympics!“. Es ist ein sehr nachhaltiges Team, egal ob 2019 bei den Special Olympics in Abu Dhabi, oder 2018 bei den nationalen Bewerben in Oberösterreich, oder Special Olympics weltweit. Wer einmal bei Special Olympics dabei war, der bleibt der Organisation in irgendeiner Form treu.

Was ist Ihre persönliche, zentrale Message, die Sie uns mitgeben möchten?

Hahn: Es sind diese ganz anderen Emotionen, diese Ehrlichkeit und Freiheit von jeglichen Berührungsängsten. Das holt einen ganz einzigartig auf den Boden zurück und macht diese Spiele so besonders! Special Olympics ist eine Bereicherung für jeden! Man soll dieses Thema einfach zulassen, sich damit auseinandersetzen, egal ob im Fernsehen, in den Medien oder am liebsten natürlich hier und live vor Ort.

Special Olympics berühren im Herzen und das spürt man –
als Sportler, als Besucher, und ganz besonders auch im Organisationsteam!

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